Tasmanien – Teil 2
Ich fühle mich wohl auf Tasmanien. Dies merke ich daran, dass ich mir Zeit lasse, nicht hetze und auch mal einen halben Tag am Strand verbringe. So habe ich es im Freycinet Nationalpark gemacht, dessen Strände nur per Boot oder auf langen Wanderungen zu erreichen sind. Solche Orte, wo man für Wanderungen und Mühen belohnt wird, mag ich. Dass ich die ganze Peninsula auch an einem Tag hätte durchwandern können, hätte mich früher noch gestört. Nun habe ich den Tag am Strand genossen (trotz des Sonnenbrands auf den Oberschenkeln). Und auch die nächste Station, Maria Island, wäre ein Ort gewesen, den ich an einem oder zwei Tagen erforscht hätte. Am Ende wurden es vier Tage, die ich mit vollem Gepäck auf der autofreien Insel wandernd verbracht habe. Und auch wenn das tasmanische Wetter nicht immer Sonnenschein verspricht, so ist es doch zumindest relativ zuverlässig. Nur selten hat man einen kompletten Tag Sonne oder Regen, meist ändert sich das Wetter nach einem halben Tag. So weiß man immer, worauf man sich einstellen muss. Dass ich bei der Besteigung des Mount Maria einen nahezu perfekten Tag erwischt habe, machte die Aussicht einmalig. Die letzten Höhenmeter muss man wirklich klettern, um den Gipfel zu erklimmen. Doch es lohnt, denn nie habe ich eine bessere Aussicht von einem Berg gehabt. Die Insel lag mir zu Füßen. Und auch wenn ich hier keine tasmanischen Teufel gesehen habe, deren 15 auf der Insel ausgesetzt wurden, um sie vor der Gesichtstumorseuche (Devils Facial Tumor Desease) zu bewahren, so hat sich dieser Abstecher mehr als gelohnt.
Die nächste Station stand unter einem anderen Gesichtspunkt: Katastrophentourismus. Die schweren Waldbrände auf Tasmanien, die jüngst durch die Medien gingen, ereigneten sich überwiegend auf der Tasman Peninsula und im Tasman Nationalpark. Auch wenn der Park selber größtenteils verschont geblieben ist, so hat es die umliegenden Gebiete schwer in Mitleidenschaft gezogen. Verbrannte Erde, zerstörte Existenzen. Nur die steinernen Kamine zeugen von der Existenz ehemaliger Behausungen. Aber auch dies gehört zur Geschichte dieses Landes dazu.
Mittlerweile bin ich in Hobart angekommen, wo ich mich auf eine zweiwöchige Wanderung durch die westliche Wildnis vorbereite. Ich habe noch einiges vor auf Tasmanien. Fertig bin ich hier noch nicht.
Tasmanien – Teil 1
Es fällt mir schwer, die vergangene Woche in Worte zu fassen. Mehrfach habe ich angefangen, diesen Bericht zu schreiben, und ihn doch immer wieder verworfen. Ich weiß nicht, wie ich die Erlebnisse, Eindrücke und Gefühle anderen verständlich machen soll. Auch wenn ich erst ein Viertel der Insel gesehen habe, so kann ich doch jetzt schon sagen, dass sie sagenhaft ist: Grün, wild und größtenteils unberührt. Nun denn, ich werde auf einen zusammenhängenden Text verzichten und Ausschnitte meiner originalen Niederschriften wiedergeben. Sie drücken am Ehesten aus, was ich erlebt habe, da sie frisch und unverfälscht im Rausche des Augenblicks geschrieben wurden.
Die Sonne stand tief über dem Julius River. Das ruhige Wasser des Flusses erschien schwarz. Lange Schatten der umstehenden Bäume und Farne legten sich über die Szenerie. Nur ein einzelner silberner Schatten glitt durchs Wasser. Verharrte. Tauchte ab. Platypus, das Schnabeltier!
Ich habe den Teufel gesehen. Fernab jeglichen Fegefeuers strich er an den Ufern des Lake Chisholms entlang. Doch so klein und jung er auch war, er war zu schnell für die Kamera. Doch dies Bild wird mir im Kopf bleiben.
Die letzten Meter in den Narawntapu Nationalpark ließen mich eines erkennen: Heute werde ich Wombats sehen! Lange habe ich nach einer Umgebung gesucht, die dieser entspricht: Flache, grasbewachsene Ebenen mit üppiger Vegetation an den Rändern. Und dann zeigten sie sich. Das Grinsen habe ich kaum wieder aus dem Gesicht bekommen. Der kurze Wanderweg, der um den See führt, wurde zu Recht preisgekrönt.
Meine Entscheidung, frühzeitig das Lager aufzuschlagen, war richtig. Mit der Bay of Fires hätte ich keinen besseren Platz finden können. Rotbewachsene Felsen und das türkise Meer ließen mich Kraft tanken und ausruhen. Tasmanien ist super!
Melbourne
Eine ganze Woche habe ich hier verbracht, ich habe viel gesehen und viel unternommen. Und von allen Großstädten, die ich bisher in Australien gesehen habe, gefällt mir diese doch am Besten. Dies mag daran liegen, dass sie mich mit dem Jarra River, der durch die Stadt fließt, dem Hafen, der Menge an Museen, den Vororten (Heidelberg, Coburg, Altona), dem durchaus alternativen Lebensstil und den Ecken, bei denen einem der Witz vom Urinstinkt in den Sinn kommt, an Hamburg erinnert. Diese Stadt hat unbestritten Charakter, etwas, was meines Erachtens Darwin und in Teilen Adelaide und Perth fehlt. Moderne Gebäude und heruntergekommene Gegenden, die dennoch in ihrer Architektur das Alter der Stadt zeigen, machen Melbourne vollständig. Es ist in meinen Augen eine komplette, erwachse Stadt mit reichlich europäischem Flair. Doch eines fehlt ihr: Ein Wahrzeichen. Kirchen, Kathedralen, Brücken oder der Hafen sind zwar vorhanden, aber nur Durchschnitt. Nichts sticht heraus. Und trotzdem strömen die Menschen in Scharen nach Melbourne, denn das Leben hier lockt. Die Innenstadt ist – historisch begründet – absolut einfach und logisch aufgebaut, das Nahverkehrsnetz ist herausragend und (entgegen dem australischen Standard) günstig. Die Stadt sprudelt vor Leben, und dennoch findet man immer ein ruhiges, abgeschiedenes Plätzchen. Außer vielleicht auf dem Victoria Market, der besonders gegen Ende zum orientalische Basar mutiert. Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse, alles findet man hier in Hülle und Fülle.
Weicht man von den Hauptrouten ab und erkundet die Nebenstraßen und Gassen, offenbart sich einem die freie Kunstszene der Stadt. Die Graffitis hier weisen eine andere Qualität auf, als ich sie aus deutschen Städten gewohnt bin. Hier erkenne selbst ich, dass es sich um Kunst handelt. Dies ist mir in dem einen oder anderen Museum, das ich hier besucht habe, nicht gelungen.
Viele haben mir im Vorwege gesagt, dass ich diese Stadt lieben würde. Doch soweit ist es nicht gekommen. Immerhin hat Melbourne für mich die Favoritenrolle eingenommen. Es ist unbestritten eine tolle Stadt.
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#1
Da hat sich die Kamera echt richtig gelohnt...super coole Nachtaufnahmen und die Graffitis find ich echt super!!!!
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#2
Toll, sind richtig klasse Bilder! Sieht nach einer faszinierenten Stadt aus, würde mir auch gefallen. Wahrscheinlich bist du jetzt auf dem Weg nach Tasmanien, paß bitte auf dich auf!!! Isi hat nicht ganz unrecht mit dem "Fegefeuer". Lg Alexandra
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#3
Wenn Du Glück hast kannst Du vielleicht ein paar Tennis-Größen sehen. Sind ja gerade die Australien Open. Vielleicht mußt Du auf Tasmanien erst mal mit aufräumen, bevor Du vernünftig campen kannst. Auf jeden Fall viel Glück und das Du auf Tasmanien genauso gute Motive vor die Kamera bekommst. LG Gela und Jürgen
Die Great Ocean Road
Sie hat mir etwas zurück gegeben, was ich fast verloren geglaubt hatte. Ruhe und Gelassenheit. Der Gedanke, innerhalb von zwei Tagen auf Tasmanien sein zu können, hat mich unruhig werden lassen. Doch ein Bad im kristallklaren Wasser am Cape Bridgewater nach Reparatur der Autobatterie hat mich abgekühlt und mich entspannt. Und auch die Nacht im Wald – trotz des Ascheregens aufgrund der Buschfeuer – ließ mich ruhiger werden. Aber erst der Anblick der Zwölf Apostel, deren nunmehr nur noch sieben stehen, hat mich endgültig so ausgeglichen, dass ich keine akute Eile mehr verspürt habe. Sie sind nahezu magisch, egal ob am Tag, bei Sonnenauf- oder -untergang. Auch wenn mir das perfekte Foto nicht gelungen ist, so wird mir dennoch der Moment in Erinnerung bleiben. Weiter westlich tritt man ein in die Regenwaldregion Victorias, wo Wasserfälle, Ruhe und Abgeschiedenheit ihr Übriges tun.
Der letzte Abschnitt der Great Ocean Road besteht aus Serpentinen, die sich von Bucht zu Bucht schlängeln, vorbei an kilometerlangen Stränden, Fotomotive für all jene, die aus der westlichen Richtung kommen.
Und dann kam Torquay, der Ort, in dem ich einen für mich wichtigen, entscheidenden Schritt meiner Reise getan habe: Ich habe die Fähre nach Tasmanien gebucht! Dies bedeutet, dass ich eine Woche in Melbourne habe. Genug Zeit, um mich auszuruhen an einem Ort, den ich selber gewählt habe. Und so sehr, wie mir Victoria bisher gefallen hat, glaube ich nicht, dass ich dies in irgendeiner Weise bereuen werde.
Die Great Ocean Road bietet Orte, Strände, Wälder und Erlebnisse, die ich nicht alle aufzählen kann. Tosende Brandung am Johanna Beach, Markt in Port Fairy, Museen in Warrnambool. Sie alle hätten einen eigenen Bericht verdient, so möchte ich sie zumindest erwähnen. Mir geht es gut, wie seit langem nicht mehr. Doch das wird eine anderer Bericht.
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#1
In den Nachrichten höre ich, dass die Einwohner Tasmaniens vor den Buschbränden fliehen - logisch, dass du da jetzt hingehst ;)
Verbrenn dir nicht die Flossen!
Übrigens sind die Bilder wiedermal sehr beeindruckend... -
#2
Hey, freue mich, dass es Dir gut geht!!!Hab weiterhin eine schöne Reise und Jochen,...
....man muss nicht ins Fegefeuer springen, um den Tasmanischen Teufel zu finden.... da hast Du was falsche verstanden :-)
Pass auf Dich auf und bis bald LG Isi
Fleurieu Peninsula und die Limestone Coast
Gerne würde ich berichten, dass dies ein besonders schöner Abschnitt meiner Reise gewesen ist, aber das fällt mir schwer. Der Weg durch die Peninsula, um nach Kangaroo Island zu gelangen, gestaltete sich als wenig spektakulär. Der Weg führt durch goldgelbe Hügel, die im Frühling wohl grün sind. Städte oder herausstechende Landschaften sind rar, sodass ich einfach hindurch gefahren bin. Auch der Rückweg entlang der Küste durch Orte wie Victor Harbor, Goolwa oder Hindmarsh Island zeigte wenig. Nur der Deep Creek Conservation Park stach mit seiner Ruhe und den grünen Wäldern heraus. Doch verweilt habe ich hier nicht.
Somit ging es weiter. Der Murray wurde mit der Fähre überquert, damit ich anderen Ufers der Limestoneküste in Richtung Kingston und Mount Gambier folgen konnte. Eigentlich wollte ich im Coorong NP die Nacht verbringen, doch ich habe keinen widerlicheren, scheußlicher stinkenden und abstoßenderen Nationalpark gesehen wie diesen. Er stellt eine Salzseenlandschaft in direkter Nachbarschaft zum Meer dar. Doch das abgestandene, mehr als faulig riechende Wasser ließ mich fragen, wie Menschen hier leben können. Somit fuhr ich direkt weiter nach Kingston SE (nicht zu verwechseln mit Kingston auf Tasmanien), wo ich die Nacht am Strand unterm Sternenhimmel verbracht habe. Doch auch die nachfolgenden Stationen entwickelten sich anders als gedacht. Ich traf in Beachport ein, einem 400-Seelendorf. Und ich mochte es auf Anhieb. So entschied ich mich, hier meine dringend benötigte zweitägige Ruhepause einzulegen, den zweitlängsten Pier (auf dem längsten in Busselton war ich auch) Australiens entlang zu schlendern und dann im Conservation Park zu nächtigen. Doch der ward voll. Somit zog ich weiter, um dann im Canunda NP zu landen. Doch auch hier sollte es nur eine kurze Station werden, denn aufgrund der Wetterbedingungen wurde ein Catastrophic Day erwartet, weshalb ich früh am Morgen den Park zu meiner eigenen Sicherheit verlassen musste.
Ein versöhnliches Ende brachte jedoch der nachfolgende Tag, denn er führte mich in die Stadt Mount Gambier, wo der Blue Lake beheimatet ist. Dieser erstrahlt tatsächlich in einem blau, das andere Seen nicht haben. Es soll an Calcitkristallen liegen, doch bewiesen ist es bisher nicht. Mehr noch hat mich aber das Umpherston Sinkhole, eine eingestürzte Kalksteinhöhle, die nun als Garten gepflegt wird, beeindruckt. Das Verlassen Mount Gambiers bedeutet gleichzeitig den Abschied von South Australia. An manche Plätze würde ich zurückkehren, bei anderen bin ich einfach froh, sie gesehen zu haben. Au revoir, South Australia!
Kangaroo Island
Irgendjemand, dem ich auf meiner Reise begegnet bin, hat mir mal gesagt, es würde sich nicht lohnen, nach Kangaroo Island zu fahren. Schwachsinn, totaler Humbug! Es ist zwar, bezogen auf die Distanz, die teuerste Fähre der Welt, und auch muss man auf der Insel für jede Attraktion tief in die Tasche greifen, doch es ist jeden Cent wert! Grünäugig wie ich bin, habe ich mir die Insel als eine große grüne Wiese vorgestellt, auf der sich die Kängurus nur so tummeln. Und fährt man etwas mehr ins Hinterland, dann findet man diese Wiesen, zwar sind sie jahreszeitlich bedingt gelb, doch das stört wenig, wenn die Tiere abends am Esstisch oder am Zelt vorbeihüpfen. Roo Island ist toll! So toll, dass ich kurzfristig meinen Aufenthalt um einen Tag verlängert habe. So habe ich auch den Jahreswechsel auf der Insel verbracht, abseits jeglichen Trubels. Roo Island ist einfach ein schönes Fleckchen Erde. Alleine die geführte Tour durch die Kolonie wilder Seelöwen war die ganze Reise wert. Orte wie dieser laden zum Wiederkehren ein.
Ich wünsche euch allen, egal wo ihr steckt, ein tolles Jahr 2013. Macht das Beste draus!
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