Adelaide und Umgebung

 

Entgegen meines ersten Eindrucks, möchte ich sagen, dass Adelaide eine schöne Stadt ist. Auch wenn ich nur zwei kurze Tage dort verbracht habe, so waren sie dennoch in jeder Hinsicht intensiv. Dass der Verkehr in den Städten die Hölle ist und dass man sich bei Parkgebühren fragt, ob man das Parkhaus damit gekauft hat, sind mir inzwischen bekannt. Aber es ist trotzdem kein schöner erster Eindruck. Doch danach wurde alles besser. Der ausgedehnte Stadtspaziergang, die Gespräche mit den Einheimischen, der Besuch der Museen, sie alle haben mir Adelaide von seiner schönen Seite gezeigt. Park- und Flusslandschaften, moderne Gebäude, alte Kirchen, Kultur und Vergnügen prägen das Stadtbild. Es macht Spaß, die Stadt zu Fuß zu erkunden und zu erleben: Das hektische Treiben in der Rundle Mall, das fröhliche Spielen im Elder Park oder das entspannte Nichtstun im schattigen Botanischen Garten.

Doch auch das Umland reizt auf unterschiedliche Weise. Die kühleren Adelaide Hills beherbergen eine Reihe von Dörfern und Kleinstädten, die vor Erstsiedlergeschichte nur so strotzen. Die alten Steingebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden liebevoll gepflegt und prägen überwiegend das Angesicht von Dörfern wie Lobethal oder Hahndorf – unverkennbar von deutschen Händen geschaffen. Nur wenige Kilometer weiter befindet sich das Barossa Valley, weltbekannt für hervorragende australische Weine. Wen wundert es, wenn deutsches Wissen und Können mit der Sonne Australiens gepaart werden: Die Hälfte der Weingüter im Tal trägt deutsche Namen. Landschaftlich sind beide schöne Regionen, wobei ich anmerken möchte, dass die Weinhänge im Südwesten Western Australias anmutiger wirken. Dies mag damit zusammenhängen, dass South Australia der trockenste Staat des Kontinents ist. Ob trocken oder nicht, ob rot oder weiß: Als Weinliebhaber kann man Tage im Valley verbringen. Für mich war es nur ein interessanter Tagesausflug.


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Flinders Ranges und Yorke Peninsula

 

So unterschiedlich diese beiden Gebiete auch sein mögen, so verbindet sie doch eines: Ich habe Weihnachten an ihnen verbracht. Die Flinders waren dabei mein erstes Ziel. Diese Gebirgskette zieht sich durch einen beachtlichen Teil South Australias und wartet mit einigen Schluchten, atemberaubenden Aussichten und einer gnadenlosen Trockenheit auf. Als Hauptattraktion wird der Wilpena Pound bezeichnet, der trotz seines Aussehens nicht durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist. Etliche Wanderwege durchkreuzen dieses Gebiet. Doch fast ebenso schön, sind die geologisch unterschiedlichen Felsgruppen im Nationalpark. Ihre Farben, Formen und die darauf lebenden Tiere sind wirklich schön. Als Beispiel möchte ich das Yellow-footed Rock-Wallaby nennen, dessen Begegnung mir erst am Abend klar geworden ist. Denn der morgendliche Gast, den ich mehr zufällig fotografiert hatte, stellte sich erst bei der Durchsicht der Fotos als das farbenfrohe und überaus seltene Wallaby heraus.

Um etwas Kontrast in die Festtage zu bekommen und weil mir das Meer fehlte, habe ich meinen geplanten Trip nach Broken Hill gestrichen und bin direkt auf die Yorke Peninsula gefahren. Déjà vu? Nein, denn die Yorke Peninsula befindet sich im Gegensatz zur Cape York Peninsula in South Australia und nicht im nördlichen Queensland. Yorke und Eyre Peninsula stellen zusammen die Kornkammer der Nation dar – und sind in ihrer Zeit gute 50-100 Jahre zurück. Einerseits sieht man dies an den Steinbauten, die, wenn sie gepflegt sind, traumhaft schön, aber ewig alt anmuten. Wenn sie nicht gepflegt und verfallen sind, dann sieht es wirklich nach spätem 18. oder frühem 19. Jahrhundert aus. Andererseits ist das Leben, das diese Kornbauern leben, so abgeschieden, dass es an das Leben von damals erinnert. Man fährt durch diese Landschaft und bezweifelt, dass man 2012 hat. Jederzeit erwartet man die Pferdekutsche hinter der nächsten Biegung. Wie dem auch sei, an der äußersten Spitze der Peninsula wähnte sich mein eigentliches Ziel: Der Innes Nationalpark, eine Perle in jeder Hinsicht. Nicht nur, dass die Strände von beeindruckender Schönheit sind, sondern auch, dass es einen historisch gut dokumentierten Hintergrund des dortigen Gipsabbaus gibt, sind die Stärken dieses Parks. Warum bleibe ich eigentlich nie an solchen Orten? Gut, dass ich mir das wenigstens ab und zu selbst erklären kann.

 

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Eyre Peninsula

 

Ich wollte nicht nach Adelaide fahren, ohne vorher South Australia zumindest im Ansatz kennen zu lernen. Somit entschied ich mich, von Port Augusta (nicht zu verwechseln mit Augusta, das in Western Australia liegt) nach Whyhalla und von dort nach Port Lincoln zu fahren. Das eigentliche Ziel war dabei der Lincoln Nationalpark, der neben schlecht ausgeschilderten Wanderwegen Traumstrände aufweist. Dennoch lockte er mich nicht länger, als eine Nacht, da Traumstrände allein nicht so viel Spaß bereiten. Somit fuhr ich nach Coffin Bay, einer Perle von Kleinstadt. Ein völlig verschlafenes Nest, das den Eingang zum schwer zu befahrenen Coffin Bay NP bildet. Und trotz des tiefsandigen Weges hinein, war der Campingplatz am schönsten Strand des Nationalparks überfüllt: Australier feiern Weihnachten durchaus außer Haus! Die Fülle an Menschen war in diesem Falle nicht störend, da es zu ungeahnten Bekanntschaften geführt hat. In Adelaide werde ich mir um Übernachtungsmöglichkeiten zumindest keine Sorgen machen müssen.

Von Coffin Bay fuhr ich die Westküste der Peninsula hoch, um nach Streaky Bay und zum Point Labatt Conservation Park zu gelangen. Der Park bietet die Möglichkeit, eine dauerhafte Seelöwenkolonie zu beobachten. Zwar hatte ich mir das Ganze hautnaher vorgestellt, aber aus Schutzgründen war die Entfernung zu den Tieren mit Sicherheit angebracht. Dass die Seelöwen sich allerdings als Langschläfer herausstellten, empfand ich dann aber tatsächlich als enttäuschend. Somit blieb nur der Weg zurück nach Port Augusta, um mein Weihnachten in den Flinders Ranges vorzubereiten.

 

In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr eure Liebsten um euch scharrt, um gemeinsam ein friedvolles Weihnachtsfest zu feiern. Frohe Weihnachten euch allen!


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Kommentare: 2
  • #1

    Katrin (Dienstag, 25 Dezember 2012 15:53)

    Hi Jochen, liebe Weihnachtsgrüße aus Heide und danke für die schöne Homepage:-) Ich hoffe, Dir geht es gut...Mein erstes Jahr in Husum / Heide war sehr anstrengend und auch ganz schön frustrierend. Ich freue mich nun auf ein paar freie Tage und auf 2013.

  • #2

    Gela+Jürgi (Mittwoch, 26 Dezember 2012 17:37)

    Hallo Jochen,
    herzliche Weihnachtsgrüße aus Hemdingen. Genieße Weihnachten mit Grillen unter warmer Sonne. Auf das das Neue Jahr viele schöne Erlebnisse für Dich bereit hält. Als fleißige Leser Deiner Geschichten freuen wir uns auf Deine nächsten Berichte und Bilder kommender Touren. LG
    ps schöhen Gruß an Jo.

Coober Pedy

 

Outback! Keine andere Stadt verkörpert diesen Ausdruck so sehr wie Coober Pedy. Mitten im Nirgendwo von South Australia, in einer Landschaft, die so einfach und zugleich anders ist, dass sie als Kulisse für Endzeitfilme wie Mad Max, Marslandungen wie in Red Planet oder gänzlich andere Planeten wie in Pitch Black hergehalten hat. Von der Stadt selbst sieht man nicht viel, denn das Leben spielt sich im Untergrund ab. Es ist eine Minenstadt auf der Jagd nach Opalen, diesen in den Farben des Regenbogens funkelnden Steinen. Die schürfende Bevölkerung ist steinreich – im wahrsten Sinne. Ihre oberirdischen Juweliergeschäfte sind voll von Schmuck, dessen Gegenwert in die Millionen geht. Im Garten oder im Keller befindet sich der Zugang zu ihren unterirdischen Claims, wo sich unter Tonnen von wertlosem Stein die eine oder andere Opalader befindet. Mühsam ist die Arbeit und selten von Erfolg gekrönt. Hat man die wertvollen Steine erst einmal gefunden, müssen sie geschliffen, poliert und verarbeitet werden. All dies wird in der Regel von den Schürfern selbst erledigt.

Seit den ersten Tagen des Schürfens dienen die freigelegten Stollen als Wohnraum. Bizarr mutet es an, wenn man diese unterirdischen Wohnungen besichtigt. Aber es funktioniert. Selbst ihre Kirchen befinden sich – kühl und vor der Sonne geschützt - Untertage.

Seitenweise könnte ich berichten, über Facetten, Vergleiche, Besonderheiten. Doch ich möchte es fürs Erste bei diesem kurzen Bericht belassen. Kurzum: Keine andere Stadt ist wie Coober Pedy!


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Kommentare: 2
  • #1

    Andreas (Freitag, 21 Dezember 2012 18:16)

    Hallo Jochen,
    das (Schul-)Jahr ist geschafft, heute war der übliche letzte Tag vor den Ferien ...
    Von der KKS ganz liebe Grüße in die Ferne und Dir ein schönes Weihnachtsfest - vermutlich ohne Baum und Schnee, aber ja vielleicht mit einer entsprechenden lokalen Köstlichkeit.
    Ganz vielen Dank für das halbe Jahr mit Deinen tollen Impressionen aus eine ganz anderen Welt - unsere Reiselust ist auf jeden Fall geweckt und ich genieße jeden neuen Eintrag auf Deiner schönen Seite.
    Dir ein schönes Fest - wie und wo auch immer!!
    Häppi X-Mas
    Andreas

  • #2

    Christian Schürmann (Sonntag, 23 Dezember 2012 20:15)

    Dem möchte ich mich anschließen!
    Merry Christmas and a Happy New Year!!!
    Deiner Schlange geht es bestens ;-)
    Christian

Station 6: Eastern MacDonnell

 

Als enttäuschend muss ich den Besuch der Eastern Ranges beschreiben. Sie hatten wenig zu bieten, was ich nicht schon woanders gesehen habe. Und die im Reiseführer wiederholt erwähnte Möglichkeit zu schwimmen, muss wohl auf die Regenzeit bezogen gewesen sein. Nicht einmal die tiefen Rockholes in der Trephina Gorge führten noch genug Wasser, außer für Kaulquappen. Ich möchte es dennoch nicht als verschwendete Zeit sehen, da zumindest die N’Dhala Gorge mit Steingravuren aufwartete, die die Geschichte der Entstehung des Landes aus Sicht der Aborigines erzählen. Dass die Ureinwohner Techniken besaßen, um diese Gravuren anzufertigen, war mir neu. Auch war ich allein auf dem von Bergen umgebenen Campingplatz, sodass ich einen ruhigen und entspannten Morgen hatte. Wie gesagt, diese eine Gorge hat entschädigende Wirkung gehabt.

 

Mission complete

Alle Stationen, die ich mir vorgenommen habe, habe ich besucht. Und ohne zu hetzen, sogar gemächlicher als sonst, bin ich doch schneller als erwartet durchgekommen. Denn es stellten sich mehrere Ziele als Tagesausflüge dar und nicht, wie erwartet, als Wochenaufgaben. Was lässt sich nun als Fazit sagen? Das Red Center ist bei weitem nicht so rot, wie ich erwartet habe. Besonders die Ranges waren trotz Trockenheit grün. Und die erwartete Wildheit liegt wohl 20 Jahre zurück. Im Ganzen kann ich aber sagen, dass ich zufrieden mit dem Abstecher bin. Dementsprechend: Mission complete!


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Station 5: Alice Springs

 

Vollgepackt mit Vorurteilen bin ich nach Alice Springs gekommen. Angeblich ist nirgends sonst in Australien die Kriminalitätsrate höher als hier. Doch ich wurde angenehm überrascht. Die Stadt ist überschaubar, im Zentrum zwar vollgepackt, aber gesellig. Und auch die Aborigines, die für die Kriminalität sorgen sollen, erscheinen hier eingegliedert in die Gesellschaft. Natürlich kann ich mir nach zwei Tagen kein echtes Urteil erlauben. Aber der der erste Eindruck hat einige Vorurteile ausgeräumt.

Da ich mal wieder einen Tag Pause brauchte, habe ich mich morgens in den Desert Park begeben, der die Tiere der Wüste zeigt. Und auch wenn ich eigentlich keine Bilder, die ich nicht in freier Natur geschossen habe, mehr hochladen wollte, so werde ich dennoch eine Ausnahme machen. Denn den Thorny Devil werde ich wohl nie in freier Wildbahn zu sehen bekommen. Anschließend habe ich meinem Körper Entspannung gegönnt: Ich bin im ersten Hallenbad, das mir in Australien begegnet ist, schwimmen gegangen. Und ich kann es noch. Auch wenn es nur zu 60% früherer Leistung gereicht hat, so war es doch ein unglaublich gutes Gefühl, endlich wieder Langstrecke zu schwimmen. Den krönenden Abschluss sollte dann der Botanische Garten bringen. Aber was für Pflanzen will man erwarten in einer Gegend, die für ihre robusten, drahtigen Gewächse bekannt ist. Immerhin habe ich ein Rock-Wallaby gesehen – zumindest denke ich, dass es eins war. Allein aufgrund dieses Tages wird mir Alice Springs in guter Erinnerung verbleiben.


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Station 4: Western MacDonnell NP

 

Die Western MacDonnell Ranges erstrecken sich über 150 Kilometer westlich von Alice Springs. Es ist eine Bergkette, die sich durch Schluchten, Gebirgspässe und mehr oder weniger versteckte Wasserlöcher auszeichnet. Die Ranges eignen sich hervorragend für einen Tagesausflug, sofern man nur die Hauptattraktionen besucht. Wenn man aber mehr sehen will, dann nimmt man die Wanderwege in Anspruch und besteigt zum Beispiel den 1380 Meter hohen Mount Sonder. Anschließend nimmt man ein Bad in der Glen Helen Gorge, um für die Wanderung um die Ormiston Gorge gewappnet zu sein. Ich bin an jenem Tag 25 Kilometer gewandert und habe 12 Liter Wasser getrunken. Aber es hat sich gelohnt. Denn nur auf diesen Wanderungen sehe ich Tiere, die ich sonst nicht zu Gesicht bekommen würde. Egal, ob ich die Ochre Pits, Ellery Creek, Standley Chasm, die Serpentine Gorge oder das Simpson Gap besucht habe, erst als ich mich auf die abseits gelegenen Wege begeben habe, fand ich das, was ich wirklich sehen wollte. Doch auch die Orte selber haben ihren Reiz. Stunden hätte ich zum Beispiel am Ellery Creek und dem 18 Meter tiefen Wasserbecken verbringen können, zumal ein Bad bei den herrschenden Temperaturen unglaublich erfrischend ist. Doch bereits abends befand ich mich in Alice Springs. Ich habe mir Zeit gelassen für die Ranges, und dennoch war ich schneller als ich gedacht habe.


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Station 3: Finke Gorge NP

 

Es sollte nur ein kurzer Besuch werden, auch wenn ich aufgrund der Aussagen anderer mindestens eine Übernachtung eingeplant hatte. Denn das im Park befindliche Palm Valley soll nicht nur schön sein, sondern aufgrund der zum Park führenden Straße auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Dieses mag für die Regenzeit zutreffen, denn dann fährt man die Hälfte der Zeit im Finke River. So benötigte ich für die mit 3 Stunden angegebene Strecke aber nur eine halbe Stunde. Es blieb also Zeit genug, um die beiden Wanderwege zu beschreiten. Und auch wenn das Palm Valley eindrucksvoll ist mit den Palmen in ansonsten staubtrockener Umgebung, so empfand ich doch den ersten Weg als eindrucksvoller. Er führte hinauf auf einen Berg, von dem man eine nicht in Worte zu fassende Aussicht auf die von Bergen eingerahmte Ebene hatte. Ein Blick in die Unendlichkeit: Unendlich schön.

Aufgrund des überraschend schnellen Besuchs des Nationalparks entschied ich mich gegen eine Übernachtung und fuhr weiter zum Gosse Bluff, einem von einem Meteoriten verursachten Krater. Wenn man im Krater drin steht, glaubt man es nicht, aber von erhöhter Position erkennt man, worin man gestanden hat. Am Deutlichsten wird es aber aus einigen Kilometern Entfernung, wenn man die ringförmige Felsenkette inmitten der kargen Landschaft stehen sieht. Das muss damals ganz schön gerumst haben.


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Mission Red Center

             

Ich bin zurück - zurück im Northern Territory. Drei Tage, 2000 Kilometer und 25 Std Fahrt liegen hinter mir. Von Esperance ging es über Kalgoorlie nach Leonora, von dort auf die Great Central Road: Die längste Abkürzung Australiens. Sie führt von Perth über Alice Springs nach Cairns, quer durch den Kontinent. Es ist eine wilde, nicht asphaltierte Strecke, die trotz ihrer Einöde Spaß macht, wenn man sich im Vorwege mit ihr beschäftigt. Es gibt vieles zu sehen, wenn man weiß, wo man suchen muss und die Zeit dafür erübrigen möchte. Sie führt durch zwei Wüsten, in denen man immer aufpassen muss, nicht auf Wüstenschiffe aufzulaufen: Kamele. Einstmals nach Erfüllung ihrer Aufgabe ausgesetzt, haben sie sich maßlos vermehrt und stellen – wie alle eingeführten Säuger – eine ökologische Bedrohung da. Noch immer sind Abschussprämien auf sie ausgesetzt. Am zweiten Tag auf der GCR hätte ich daher reich werden können.


Station 1: Uluru-Kata Tjuta NP

 

Unvoreingenommen betrachtet:

Als ich ihn das erste Mal sah, war ich beeindruckt: Uluru (Ayers Rock), das Wahrzeichen Australiens, das spirituelle Zentrum. Und das nicht nur, weil er riesig ist und der zweitgrößte (geändert :)) Monolith der Welt. Nein, sondern besonders deshalb, weil er mitten im Nirgendwo steht. Wenn man einmal von den Olgas, die 49 km westlicher liegen, und Mount Conner absieht, so ist er dennoch die einzige Erhebung für Meilen inmitten der roten Landschaft. Bei Sonnenschein ist er wie ein Leuchtfeuer, das über große Distanzen gesehen werden kann – habe ich mir sagen lassen. Denn in diesen Genuss kam ich trotz mehrtägigen Aufenthalts nicht, da eine andauernde Wolkendecke dies Erlebnis verhinderte. Gerne hätte ich auch Sonnenuntergang und Aufgang am Uluru erlebt, aber auch dies wurde durch die Wolken und einen grandiosen Staubsturm verhindert.

Beinahe als noch beeindruckender habe ich die Olgas (Kata Tjuta) empfunden. Aber genau erklären kann ich es nicht. Es mag daran liegen, dass sie mehrere sind und somit als Gruppe mehr Eindruck vermitteln. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man einfach zwischen ihnen und auf ihnen umher wandeln kann. Warum auch immer, sie haben mich beeindruckt.

 

Kritisch betrachtet

Wild, rau, abgeschnitten von der Außenwelt, das ureigenste Australien. So habe ich mir das Zentrum vorgestellt. Aber tatsächlich gibt es kein anderes Gebiet, das stärker touristisch erschlossen ist als das Gebiet um Uluru. In keinem anderen Teil dieses Landes habe ich solch herausragenden Straßenverhältnisse erlebt. Fließend Wasser und Toiletten in bestem Zustand findet man an allen Hotspots – und das in einer der trockensten Gegenden des Kontinents. Wichtigstes Merkmal allerdings ist, dass das erste Schild beim Verlassen des Flughafens darauf hinweist, dass in Australien links gefahren wird. Nirgends sonst bin ich diesem Schild auf den letzten 21.000 km begegnet. Meines Erachtens repräsentiert Uluru das Herz und vielleicht auch die Seele dieses Landes. Aber wenn dem so ist, dann frage ich mich, ob die oben geschilderten Verhältnisse für oder gegen Australien spricht?

Zugute halten muss man dem Government, dass sie jeden Dollar des überdurchschnittlichen Eintrittspreises in den Park stecken. Aber ist das das Ziel? Ist das der Weg, um die ureigenste (sonst mit Füßen getretene) Kultur dieses Landes, die (fragile) Beziehung zwischen den Australiern, den Aborigines und ihrem Land darzustellen? Diese Frage für mich selbst zu beantworten, wird noch dauern.


Station 2: Watarrka NP

 

Irgendwo im Nirgendwo liegt ein kleiner Nationalpark. Dieser beherbergt einen der schönsten Canyons des australischen Kontinents: den Kings Canyon. 300 Kilometer von allem entfernt, ist es dennoch verwunderlich, dass der Zutritt zu diesem (für die Aborigines) bedeutenden Ort/Nationalpark frei ist. Denn er ist wahrlich königlich.

Der Aufstieg, der Rundweg, die Aussicht, sie allein sind es wert, den beschwerlichen Weg in der Gluthitze des Tages auf sich zu nehmen. Gekrönt wird dieses aber durch den Seitenweg zum Garden of Eden. Entlang des Flusses, der durch den Canyon fließt, vorbei an grünen Ufern, gelangt man an ein Steinbecken, das vor Leben nur so wimmelt: Libellen, Frösche, tausende Kaulquappen tummeln sich über, an und in dem Wasser. Eingerahmt wird dieser Hort des Lebens von Felswänden und bewachsenen Sandbänken. Kein anderer Ort in diesem so trockenen Teil des Kontinents ist vergleichbar reich an Leben. Besonders nicht der Kamm des Canyons, der sich im Laufe des Tages aufheizt. Sonne und Steinbackofen sorgen hier für Temperaturen von 50 Grad – wenigstens friere ich hier nicht mehr.

Temperaturen, Wanderungen, die Belastungen der letzten Tage und akuter Schlafmangel durch Zeitzonenwechsel und frühzeitiges Aufstehen für Sonnenaufgangsbeobachtungen fordern ihren Tribut. Ich habe mir einen halben Tag Pause gegönnt, bevor ich zur nächsten Etappe aufbreche. Und diese Entscheidung wurde belohnt durch eine Einladung zum Essen einer Reisegruppe und das Bild eines Snake Lizzards, dem australischen Pendants unserer Blindschleiche, dessen rudimentäre Extremitäten deutlich erkennbar sind.

Ich bin im „wilden“ Zentrum angekommen.


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  • #1

    Tomke (Mittwoch, 12 Dezember 2012 08:54)

    Oh wie schön die Fotos und Berichte doch wieder sind... Einfach wunderbar morgens beim Frühstück statt Zeitungen deinen Blog zu lesen! :-)
    Wünsche dir eine gute Weiterfahrt mit möglichst wenigen Zusammenstößen mit Kängurus und Kamelen!
    T.
    (ps: Mt Augustus in WA ist der größte Monolith der Erde - aber den Fehler machen selbst die größten BBC-Dokus, Lexika usw... Aber auf Mt Augustus darf man auch rumklettern ohne heiliges Land zu zertrampeln!)

Der Südwesten

 

Beinahe hätte ich aufgrund der geplanten Reise ins Red Center den Fehler begangen den Südwesten auszulassen. Doch mit jedem Tag, den ich hier verbracht habe, ist mir diese Region mehr ans Herzen gewachsen. Sie ist so unterschiedlich zu allem, was ich bisher in Australien gesehen habe, und weist so viele Plätze auf, dass ich hier Wochen hätte verbringen können.

 

Von Perth bis Busselton

Die erste Station sollte Rockingham, genauer Penguin Island, werden. Doch raus aus Perth ging es direkt hinein ins Unwetter, weshalb die Fähre für einige Tage gestrichen wurde. So fuhr ich weiter, um den für seine urzeitlichen Sauerstoffproduzenten (Thromboliten) und seine Vogelwelt bekannten Yalgorup NP zu besuchen. Die Nacht dort verbringen konnte ich nicht, denn der Campingplatz musste aufgrund des Sturms geschlossen werden. Auch in Busselton am nächsten Tag, konnte ich aufgrund der Nachwirkungen des Sturms nicht ins Unterwasserobservatorium, das am Ende des weltweit längsten Holzpiers liegt, gehen. Also ging es weiter.


Vom Cape Naturaliste bis Cape Leeuwin

Die 149 Kilometer von Dunsborough bis Augusta sind so vielfältig, dass ich kaum alle Facetten ausführen kann. Für mich markierten die beiden Leuchttürme den Weg von Nord nach Süd. Vorbei an wilden Küsten, hinein in das grüne Herz Australiens. Üppige Weiden und Weinberge säumen den Weg, bevor man in die Welt der Karri-Bäume eintaucht. Wälder, so grün, wie ich es in Australien noch nicht gesehen habe. Es ist ein unglaubliches Gefühl, in diesen Wäldern zu schlafen oder nur ihren Geruch wahrzunehmen. Verlässt man die Wälder fürs Erste, erreicht man den südwestlichen Punkt des Kontinents, wo sich Indischer Ozean und Südsee treffen. Ich war einen Tag zu spät, um das Erlebnis genießen zu können, auf dem Leuchtturm bei Windgeschwindigkeiten von 170 km/h zu stehen. Es muss unglaublich gewesen sein.


Der Südsüdwesten (Augusta bis Esperance)

… ist bekannt für seine Wälder. Hier schlug früher das Herz der Holzindustrie. Noch heute kann man die Überbleibsel jener Zeit sehen: Alte Sägewerke, zerfallene Arbeitersiedlungen, Hafenanlagen und Schiffwracks. Aufgrund der Wälder besteht nahezu die gesamte Küstenregion aus Nationalparks – zu Recht. Attraktionen locken: Ich wandelte durch das Valley of the Giants und erklomm einen 60 Meter hohen Karri-Baum. Auch war es in einem dieser Nationalparks, dem Walpole-Nornalup NP, wo mir die Black Tiger Snake über den Weg kroch. Sie ist die Nummer Fünf auf der Liste der giftigsten Schlangen weltweit.

Neben den Wäldern ist der Südsüdwesten übersät mit Stränden von makelloser Schönheit. Sand, so weiß, dass mir trotz Sonnenbrille die Augen weh taten: Südseestrände.

Ich habe den Südwesten schlichtweg unterschätzt. Es ist ein Ort, an den ich zurückkehren möchte.


Gerne hätte ich einzelne Erlebnisse oder Orte näher ausgeführt, aber die Fülle von Ereignissen lässt dies nicht zu. Dies muss wohl bis zu meiner Rückkehr warten.


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Kommentare: 3
  • #1

    Tomke (Donnerstag, 06 Dezember 2012)

    Ich will dann wirklich alles hören, wenn du wieder da bist! ;-)

  • #2

    Andreas (Freitag, 07 Dezember 2012 17:11)

    Hallo Jochen,
    ich lese immer wieder Deine netten Berichte - und freue mich daran, vielen Dank dafür. Sie wirken mit unserem Schnee (- 10 cm) noch unwirklicher.
    Auch ich freue mich auf die ausführlichen Berichte ...

  • #3

    Marina (Sonntag, 09 Dezember 2012 17:20)

    Die Bilder erwecken das Fernweh!