Sachsens Städte – Teil 3 – Chemnitz, Aue, Schwarzenberg, Zwickau

 

Da hat mir wohl jemand einen gebrauchten Tag angedreht. Nachdem ich die Sächsische Schweiz verlassen hatte, um nach Chemnitz ins Industriemuseum zu fahren, bemerkte ich erst vor Ort am Museum, dass Montag ist, und somit das einzige für mich interessante Ziel in dieser Stadt geschlossen ist. Somit hatte sich Chemnitz erledigt. Und auch das nachfolgende Aue, Herz des Erzgebirges, stellte sich überraschend ereignislos dar. Auch wenn ich mit Info-Material überhäuft wurde, so sagte die Informations-Center-Angestellte, dass Aue industriell geprägt sei und daher kaum Sehenswürdigkeiten (neben Marktplatz, Rathaus und Kirche) aufwiese. Deutlich schöner sei da Schwarzenberg, die Perle des Erzgebirges. Also fuhr ich hin und stellte fest, dass dies Städtchen einen völlig verschlafenen Eindruck machte. Zugegeben, architektonisch war es ansprechend. Aber irgendwie passte es in den allgemeinen Tageszustand. Schwarzenberg brachte mich aber auf die Theorie, die Attraktivität von Städten an den Parkgebühren zu bemessen. In Aue habe ich 0,05 Euro für 30 Minuten bezahlt, in Schwarzenberg konnte ich 5 Stunden frei parken. Selbst in Cottbus habe ich immerhin einen Euro pro Stunde bezahlt. (Ich könnt jetzt wieder das Bild aus Sydney auspacken, das die 8 Dollar für 30 Minuten zeigt.) Gekrönt wurde der Tag dadurch, dass ich den mitten im Wald auf einem Berg gelegenen Campingplatz fast nicht gefunden hätte. Und als ich ankam auch dachte, dass ich falsch sei. Es war ein riesiger, aus mehreren Gebäuden bestehender Komplex, vor dem sechs Polizei-Truppentransporter standen. Doch nach vorsichtigem Vortasten in die Rezeption bestätigte man mir, dass ich hier auf dem Rabenberg richtig sei. So ganz glaubte ich es nicht, zumal mein Zelt einsam auf der Wiese stand. Aber es war, wie gesagt, die Krönung des Tages. Denn der Rabenberg ist sowohl eine Sport- und Trainingsstätte, in der zum Beispiel die deutsche Olympia-Auswahl der Gewichtheber regelmäßig und momentan ein Teil des Paralympic-Kaders trainiert, als auch ein Zentrum für aktiven Urlaub, sportliche Klassenfahrten und Tagungen. Für mich als Gast bedeutete dies, dass ich freien Zugang zu den 25m- und 50m-Schwimmbecken hatte, in denen ich mich gänzlich allein austoben konnte. Endlich wieder schwimmen! Auch wenn der Rabenberg ab September die lachhaft günstigen Preise erhöhen wird, kann ich jedem Sportbegeisterten einen Besuch nur nahelegen, egal um welche Sportart es sich handelt.

Aufgrund dieser Voraussetzungen buchte ich mich gleich länger ein. Somit hatte ich ein Basislager für die Besteigung des Fichtelbergs am nächsten Tag. Und auch wenn man hochfahren kann, nahm ich trotz des mäßigen Wetters den 8km langen Aufstieg gern in Angriff. Dass oben die die Sichtweite wetterbedingt unter 20m lag, erklärt das Fehlen von Fotos. Gern hätte ich die Schanze in Oberwiesenthal von dort gesehen. Aber an diesem Tag hätte man sie nicht mal gesehen, wenn man direkt davor gestanden hätte. Erst am Nachmittag klarte es soweit auf, dass ich mir in der Umgebung die Blauenthaler Wasserfälle und die Talsperre angucken konnte. Den Tag gerettet haben aber eigentlich nur die Stunde im Becken danach und das üppige Abendessen in der Kantine.

Tags darauf verließ ich den Rabenberg, um das überraschend schöne Zwickau als letztes Ziel in Sachsen anzusteuern. Die Stadt ist klein und hat studentisches Flair, was bereits am Morgen durchkam. Auch wenn die Stadt morgens noch nicht sonderlich voll war, läge das laut eines betagten Herren daran, dass die Studenten noch nicht wach seien und die Rentner erst um 10 kämen. Zumindest reichte es für mich auf dem Markt für geräucherten Fisch und ein Brötchen. Es war ein würdiger Abschluss Sachsens.

 

Nationalpark Sächsische Schweiz

 

Nur wer früh aufsteht, hat die Chance, Orte menschenleer und trotzdem im besten Licht vorzufinden. Bevor ich also nach Königstein bzw. Dresden fuhr, stand die Bastei im Elbsandsteingebirge auf dem Plan. Und tatsächlich fand ich sie verlassen vor. Die Ruhe an einem solch einmaligen Ort genießen zu dürfen, war etwas Besonderes. Die Aussicht auf die Basteibrücke und die umliegenden Felsformationen tat ein Übriges. Dieser Ort hat in dem Moment so viele Erinnerungen an Orte, Freunde und andere Zeiten in mir hochgebracht, dass mir die Tränen kamen.

Der nächste Tag sollte ganz im Zeichen des Nationalparks stehen. Ausgestattet mit einer Wanderkarte und Geheimtipps des Dresdener Fotografen Sven Dietrich marschierte ich um 7 Uhr im menschenleeren Nationalpark los. Es sollten 9 Stunden Wanderung werden, die mit grandiosen Ausblicken, die mich an die Blue Mountains erinnert haben, belohnten, mit dem Duft nach sich aufwärmendem Wald und einem Kletteraufstieg, der eigentlich Eigensicherung benötigt. Je später es wurde, desto mehr Menschen traf man, bis es nachmittags beinahe überfüllt war. Wer kann es verübeln? Warum ändere ich meine Pläne nicht und bleibe länger? Ich glaube, weil ich mich sonst nicht losreißen könnte. Die Sächsische Schweiz in einem Wort: NOCHMAL!!

 

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Sachsens Städte – Teil 2 – Königstein und Dresden

 

Bevor es nach Dresden ging, fuhr ich auf die Festung Königstein, die wohl zu einem Muss der Region gehört. Und dies wissen die Betreiber auch zu wissen, denn sie lassen es sich gut bezahlen. Doch die 17 Euro Eintritt (Parkgebühren nicht mit einberechnet) lohnen sich, sofern man einerseits auf die dort gebotenen Kunst- und Kulturausstellungen steht und somit andererseits den ganzen Tag dort verbringt. Am heutigen Tag war „Festung aktiv“, also ein Sport- und Freizeitprogramm für die überwiegend Kleinen. Für mich war lediglich die Fotoausstellung nebst Tipps des betreffenden aus Dresden stammenden Fotografen Sven Dietrich über Wanderungen im Elbsandsteingebirge lohnenswert. Da aber auch diese Ausstellung nicht geeignet war, den ganzen Tag zu füllen und mir nicht nach dem mir wärmstens empfohlenen Kommandantenbrunch war, zog ich weiter ins überraschend teure Dresden. Dresden hat einen eigenen Charme und ist nicht vergleichbar mit Leipzig oder Berlin. Die immer wieder auftretende barocke Architektur ist selbst mir aufgefallen. Beim Zwinger ist es ja auch kaum zu übersehen. Der Museumspreis der drei dort befindlichen Museen ist angemessen, aber muss man sie besucht haben? Ja, ich war wieder im Museum. Und noch immer fühle ich mich dort fehl am Platze. Ich respektiere das Alter der Exponate, die Technik, das Handwerk und das Wissen, das notwendig ist, dieses zu schaffen. Aber Gemäldegalerie und Porzellansammlung? Viel versprach ich mir vom mathematisch-physikalischen Salon, aber … Ich kam nicht umhin zu schmunzeln, als ich zwei Herren vor einem Gemälde stehen sah und sie reden hörte: „Sieh, hier diese Pinselführung, klare erste Anzeichen seiner expressionistischen Phase …“ Sie haben bestimmt recht.

Die Form von Kultur, die ich wenige Stunden vorher erlebt hatte, verstehe ich zumindest. Das Stadion Dresdens war heute gut besucht. Die Massen strömten hin. Dynamo spielte gegen Nürnberg und die ganze Stadt war in schwarz-gelb. Eigentlich wollte ich den Abend in Dresden verbringen, um einzelne Gebäude im beleuchteten Zustand zu fotografieren, doch Erschöpfung, ausstehende Wartezeit und Renovierungsarbeiten führten dazu, dass ich früher „heim“ fuhr. So kam es, dass ich jene Bahn erwischte, mit denen auch die durchaus gut gelaunten Dynamo-Ultras nach Pirna fuhren.

Eins ist mir noch aufgefallen: Wo in Berlin englisch gesprochen wird, hört man in Dresden eher russisch, polnisch und tschechisch. Ich denke, das kann man gut mit der geografischen Lage begründen.

 

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Sachsens Städte – Teil 1 Meißen, Moritzburg, Pirna

 

Die Porzellanstadt Meißen machte für mich den Anfang Sachsens. Besuchen wollte ich die Stadt nicht wegen der Manufakturen, sondern des Doms wegen. Dass dieser (wie so vieles) gerade renoviert wird, erstickte den Versuch eines Fotos im Ansatz. Dennoch habe ich es mir nicht nehmen lassen, ihn dann wenigstens von innen zu betrachten. Wegen des Wetters erschien dies auch als sinnvollere Option. Ein Urteil über das Innenleben muss sich jeder selbst bilden. Ich glaube, die Schönheit des Doms liegt in der Fassade. Leicht enttäuscht ging es weiter zur Moritzburg, die von außen einen schönen Eindruck machte, der sich innen bestätigte. Doch trotz des übermäßigen Eintrittspreises durften die Innenräume nicht fotografiert werden. Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn man mit der Kamera um den Hals die Karte kauft und einem dies nicht gesagt wird… Zumal die in den Räumen ausgestellten Kunstobjekte mich nicht ansprachen. Ein wenig entschädigten dafür das Fasanenschlösschen und der Inland-Leuchtturm. Auch nieselte es seit dem nassen Zeltabbruch am Morgen nur noch, wenn überhaupt. So stand die Hochzeitsgesellschaft vor dem Fasanenschlösschen nicht im Regen. Aber schon zum zweiten Mal auf dieser Reise sprach man mich an, weil man mich für den zuständigen Fotografen hielt. Als ob J Um das Zelt bei aufklarendem Wetter trocken zu bekommen, suchte ich mir frühzeitig einen Schlafplatz. Die Wahl fiel auf Pirna, das Ausgangspunkt für Dresden und die sächsische Schweiz sein sollte. Die Erkundung der Stadt fiel auf den Nachmittag. Doch neben der wirklich schönen Altstadt hat es wenig zu bieten. Wie auch? Liegt es doch im Schatten Dresdens, auf das ich mich wirklich freue.

 

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