Stuttgart und Ludwigsburg
Baustellen, Blitzer, Stau: Willkommen in Stuttgart. Um die Innenstadt zu entlasten, kann an verschiedenen Stellen das Parkticket fürs Auto auch als Bahnticket verwendet werden. Wenn man sich den Verkehr allerdings anschaut, gelingt dieses kaum. Um dem Ganzen Herr zu werden, stehen in der Landeshauptstadt gefühlt mehr Blitzer als im Rest des Bundeslandes. Die Stadt selbst bietet vielfältige Attraktionen, sodass mein dreitägiger Besuch nicht auszureichen scheint. Vor allem dann nicht, wenn jeden Abend Sommerfest (29°C um 21 Uhr) auf dem Schlossplatz ist. An Museen interessierten mich das Mercedes-Benz Museum und das Porsche Museum sowie beide Naturkundemuseen. Ins Landesmuseum Baden-Württembergs bin ich nur, da es bei mehr als 25°C freien Eintritt gab. Die Automuseen haben ihre Stärken, sind aber unterschiedlich in ihrer Darstellungsform, sofern sich das bei Autos unterscheiden kann. Hervorragend aufbereitet ist das Naturkundemuseum im Schloss Rosenstein und somit eine echte Empfehlung wert. Optisch ist Stuttgart wie viele andere Großstädte, eine bunte Mischung aus vielem, insgesamt aber durchaus angenehm.
Da mein mehrtägig gültiges Bahnticket auch bis Ludwigsburg reichte, schob ich einen Ausflug in die Nachbarstadt ein, um mir das Barockschloss anzuschauen. Fast zu spät bemerkte ich dabei, dass es hinter dem Schloss noch eine riesige, vielfältige Parkanlage gibt, für die allein man 3-4 Stunden einplanen kann. Somit rechtfertigt sich auch der Eintrittspreis.
In Vorbereitung der zweiten Hälfte meiner Reise nahm ich mir zudem in Stuttgart einen halben Tag Zeit, um meine Wäsche zu waschen. Manchmal tun einem Pausen ganz gut.
Tübingen und Burg Hohenzollern
Städtetechnisch ist Tübingen aus mehreren Gründen mein Favorit in Baden-Württemberg. Mit der Bahn ging es von Hechingen aus hinein in die Universitätsstadt, die bereits morgens von sattem Sonnenlicht umschmeichelt wurde, sodass sich die bunten Häuser der Altstadt in der Neckar spiegelten. Die Altstadt weist verwinkelte und mitunter unübersichtliche Gassen auf, Innerorts geht es viel bergauf und bergab, aber all das versprüht so viel Charme, dass man Tübingen einfach mögen muss. Auch wenn ich mir von den Uni-Gebäuden mehr versprochen habe, trübt das meinen Eindruck nicht. Denn Fotomotive gibt es an jeder Ecke. Und wenn dann noch im Schlossmuseum unter anderem Lucy ausgestellt wird, schlägt das Biologenherz schneller. Ich finde Tübingen super!
Hechingen nicht. Ich kenn keine zweite westdeutsche Stadt, die so viele Jahrzehnte zurückhängt. Schäbig, dreckig, grau und alt, dazu noch absolut fahrradunfreundlich. Und die Sehenswürdigkeiten verdienen die Bezeichnung eigentlich nicht. Egal, Hechingen muss man auch nicht kennen, geschweige denn besuchen. Denn die naheliegende Burg Hohenzollern kann auch ohne einen Besuch Hechingens erkundet werden. Die Burg hingegen ist eine Augenweide. Sie lohnt den Besuch selbst dann noch, wenn sie dezent von Touristen überlaufen ist. Vor allem, wenn das Wetter stimmt.
Wangen im Allgäu, Ulm, Lichtenstein und ein Unwetter
Über viele kleine Dörfer ging es nach Wangen, einem kleinen Ort, der mit seinen Cafés etc. zum Verweilen einlädt. Die Innenstadt selber durchläuft man dabei in wenigen Minuten, denn so groß ist Wangen nicht. Schön ist’s hier, doch nichts, was mich hält. Da lockt schon eher Ulm, das nicht nur eines Ladens wegen für mich wichtig war. Ich mag Ulm. Die direkt an der Donau gelegene Stadt ist ruhig und nicht überlaufen. Und alles, was man sucht, ist da. Zudem hat man vom Münster aus, sofern man sich die 768 Stufen antun möchte, einen guten Blick über die Stadt. Und als ich an der Donau einen bestimmten Dialekt hörte, erwachten Erinnerungen in mir. Australisches Englisch ist halt… anders. Eine ganze Weile unterhielt ich mich mit den Australiern. Als ich anschließend direkt neben zwei Fahrrädern einen ins Schloss passenden Schlüssel fand, erinnerte ich mich an Mainau. Somit schrieb ich eine Nachricht und gab den Schlüssel im nächsten Restaurant ab. Die Danksagung des britischen Vaters trudelte abends auf meinem Telefon ein.
Nachdem ich in Ulm fertig war, fuhr ich über von Getreidefeldern geprägte Landschaften und Dörfer, die passende Namen wie Heufelde tragen, zum vielgerühmten Schloss Lichtenstein. Und auch wenn ich im Nachhinein mit den Fotos zufrieden bin, war doch das Schloss eine riesige Enttäuschung. Es mag damit zusammenhängen, dass ich geführte Touren nicht mag. Egal, ich muss nicht alles mögen. Und da ich keine Lust auf einen langen Umweg hatte, strich ich Gutenstein von meiner Liste und fuhr direkt nach Hechingen durch Baden-Württembergs Hinterland. Wenn hier kein Trecker vor einem ist, ist man allein und hat freie Fahrt durch Unmengen Grün. In Hechingen erwarteten mich ein zeltleerer Campingplatz und später am Abend ein sattes Gewitter, kein Wunder, nachdem tagsüber wieder über 30°C herrschten. Ich finde mein Zelt super!
Der Bodensee
Wenn man erst auf dem siebten Campingplatz, der zudem gute 30km von Konschtanz (ja, die Stadt wird so ausgesprochen, wie ich am eigenen Leib erlernen durfte) entfernt liegt, einen Platz findet, dann kann man das als Zeichen für die Beliebtheit der Region nehmen. Und ja, die vielen Orte um den See herum, die Nähe zu den Nachbarländern, die Attraktionen und natürlich der See selbst rechtfertigen den hohen Andrang. Angefangen habe ich mit der Blumeninsel Mainau, von der ich mir mehr versprochen habe, vor allem bei dem Eintrittspreis. Doch irgendwie bin ich wohl nicht zur rechten Saison dagewesen, sodass es nicht so blumig war wie erwartet. Dass ich dann noch beim Aufschließen des Fahrrads meinen Schlüssel verloren habe und dies erst gemerkt habe, als ich schon fast wieder in Konstanz war, fließt wohl in den Eindruck der Insel mit ein. Zumindest lag der Schlüssel noch genau dort, wo ich ihn verloren habe. Konstanz selbst fand ich auch eher enttäuschend. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Zumindest zeigte sich der Bodensee sehr verlockend, sodass ich in Radolfzell eine ganze Weile am Wasser gesessen habe. Doch geschwommen bin ich erst im Freibad des Campingplatzes in Orsingen, bevor ich die dortige Stadt erkundet habe. Und da ich nicht abergläubisch bin, habe ich mir auch nichts dabei gedacht, als ich auf dem Friedhof eine schwarze Katze, die von rechts kam, fotografiert habe. Und da das Unwetter am Abend am Platz vorbeigezogen ist, muss ich mir auch keine weiteren Gedanken machen. Insgesamt präsentierte sich der Abend als sehr fotogen. Am nächsten Tag ging es auf Städtetour am Bodensee. Die Kloster- und Schlossanlage in Salem ist sehenswert und dahingehend interessant, dass die Gebäude alle noch auf unterschiedliche Weise, zum Beispiel als Schule, genutzt werden. Interessant fand ich auch die Pfahlbauten, die zwar rekonstruiert wurden, aber dennoch (oder deshalb) einen tiefen Einblick in das Leben vor 3000-6000 Jahren lieferten. Auch Meersburg zeigte seine Schlösser und barocken Gebäude in strahlendem Sonnenschein. Dieser Sonnenschein trieb die Temperaturen auf über 30°C, zudem war es nahezu windstill. Diese Kombination ließ mich kurzentschlossen in den Bodensee springen, um mir Abkühlung zu verschaffen. Nach diesem Bad war der Tag für mich beendet, es war Zeit für eine Pause.
St Blasien, Grafenhausen und Bonndorf – Kirchen, Kindheit und Natur
Ich muss zugeben, als ich nach St Blasien gefahren bin, habe ich DAS nicht erwartet: Ein bombastischer Dom in einer Kleinstadt. Sowohl von außen als auch von innen ist er mehr als eindrucksvoll, vor allem wenn man allein in ihm steht, über sich die Kuppel, umgeben von weißem Marmor. Ein glücklicher Zufall, denn eigentlich bin ich des Windberger Wasserfalls wegen nach St Blasien gekommen, der aber in einer ganz anderen Liga spielt. Nach einem Gespräch mit der freundlichen Dame im Informationszentrum fuhr ich nach Menzenschwand, um den dortigen Wasserfall aufzusuchen. Leider donnerte das Wasser in der Schlucht so herunter, dass, wie sich später herausstellte, alle Bilder verwackelt sind. Doch es lohnt sich nochmal hinzufahren, denn der dortige 10km lange Geißenpfad sah vielversprechend aus. Doch da heute noch eine andere Wanderung auf dem Programm stand, verzichtet ich. Bevor es in die Natur ging, lag noch Grafenhausen auf dem Programm. Warum? Kindheitserinnerungen. In Grafenhausen steht das Heimatmuseum Hüsli, das als Drehort und Vorlage für die Serie „Die Schwarzwaldklinik“ genutzt wurde. Aufgrund des begrenzten Platzes im Inneren des Hauses wurden aber alle Innenaufnahmen in einem Studio in Hamburg gedreht, wie auch alle Klinikaufnahmen. Ich bin mit dieser Serie – auch wenn sie da schon als Wiederholung lief – aufgewachsen.
Dann kam das Highlight des Tages: Rötenbach- und Haslachschlucht an der Wutachschlucht. Es handelt sich hierbei um ein ansprechendes Naturschutzgebiet mit anspruchsvollen Wegen. Und auch wenn ich schon auf schwierigeren Wegen gewandert bin, schlug ich mir aufgrund von Unkonzentriertheit doch das Knie auf. Aber der Weg war es wert. Vor allem, weil ich Wasseramseln gesehen habe und auch eine fotografieren konnte. Unerwartet, aber sehr erfreulich! Auch am nächsten Tag ging es auf einen 20km-Treck in die Wutachschlucht. Dieser war deutlich frequentierter, was sich an den abgetragenen, rutschigen Steinen zeigte. Und tatsächlich fand ich die Wanderung am Vortag ansprechender.
Freiburg und Umgebung
Nachdem ich noch am Vorabend Quartier mitten in der Stadt bezogen hatte, begrüßte mich der nächste Morgen mit Regen, der allerdings bei einem Blick hinaus im Zelt schlimmer klang als er war. Doch er war stetig, somit fand das Frühstück im Auto statt. Aber auch er fand um 9 Uhr ein Ende und fünf Stunden später kam sogar die Sonne heraus. Der Stadterkundung stand also nichts im Wege. Tatsächlich ist Freiburgs Innenstadt klein, sodass es so viel Interessantes für mich nicht zu sehen gab. Doch unerwarteter Weise war das Schwarzwald-Stadion geöffnet und trotzdem nahezu menschenleer. Solche Chancen muss man nutzen. Und wenn dann noch das Tor zum Spielfeld nur angelehnt ist, dann schlüpft man hindurch. Ja, zugegeben, der Hausmeister hat mich auf seiner zweiten Runde Spielfeldmähen aus dem Innenraum vertrieben, aber dichter dran geht kaum. Nachmittags kam ich in den Genuss von Kakao, Kuchen und Gesellschaft, da ich mich langfristig mit Eli, die ich seit drei Jahren nicht mehr gesehen hatte, verabredet hatte. Und auch wenn sie dezent im Stress war, konnte sie mir noch den wertvollen Tipp geben, mal in den Stadtteil Vabaun zu fahren, um mir die Ökosiedlung anzuschauen. Und da die Sonne bis in den Abend hielt, konnte ich so weitere Eindrücke Freiburgs gewinnen.
Am nächsten Tag stand die Umgebung Freiburgs auf dem Plan. Somit ging es in die Ravennaschlucht bei Breitnau. Der morgendliche Regen hörte just in dem Moment auf, als ich aus dem Auto stieg. So konnte ich trockenen Fußes den am Ende des Schluchtenstiegs versteckt liegenden Wasserfall erreichen. Leider lag er wirklich versteckt, gern wäre ich dichter herangekommen. Man kann halt nicht alles haben. Dies zeigte sich auch kurze Zeit später, als ich auf dem Feldberg ankam. Denn die einzige Parkmöglichkeit für Ortsunkundige ist das geringfügig überteuerte Parkhaus, zumal Besucher für den Lift zusätzlich bezahlen müssen. Wanderer bleiben hingegen „nur“ auf den normalen Kosten sitzen. Zumindest entschädigt die erste Hälfte der Bergumrundung, denn sie bietet den Blick auf den Feldsee und auf hügeliges, baumbewachsenes Land. Leider habe ich irgendwo den Abzweiger zum Gipfel verpasst, aber ich bezweifle eh, dass man von oben viel gesehen hätte. Um das Parkhaus nicht übermäßig zu strapazieren, bewegte ich mich zu den Todtnauer Wasserfällen, die mit 97m zu den höchsten Baden-Württembergs gehören. Das Nachtquartier schlug ich in Titisee-Neustadt, einer reinen Touristenstadt, die außer einem Münster keine Sehenswürdigkeiten aufweist, auf. Dafür ist der See recht ansehnlich.
Der Schwarzwald – viel Wasser, wenig Wald
Beinahe hätte ich diesen Tag als gebraucht abgetan. Er begann damit, dass das auf dem Plan stehende Hochmoor aufgrund von Baustellen und schlecht ausgeschilderten Umleitungen nicht zugänglich war. Also nahm ich den Schwarzwald Nationalpark in Angriff. Doch je höher ich kam, desto stärker und dichter wurde der Nebel, bis die Sichtweite auf unter 50m fiel. An Wandern war da kaum zu denken, denn warum Im Schwarzwald wandern, wenn man die Bäume nicht sieht? Und dann kam der Regen. Dies führte einerseits dazu, dass die Allerheiligen- und Triberger Wasserfälle (für letztere muss man Eintritt bezahlen) rauschten, doch andererseits konnte man kaum aus dem Auto steigen, geschweige denn fotografieren. Auch die anderthalb Stunden im Glottertal waren nur bedingt erfolgreich, da ich den falschen Weg gewandert bin und im Endeffekt kein einziges gutes Bild dabei herausgekommen ist. Zumindest bin ich gewandert – bei SONNE!! Dies stimmte versöhnlich zum Abschluss des Tages, der von viel Wasser und wenig Wald geprägt war.
Von Mannheim über Heidelberg und Maulbronn nach Rastatt
Am Anfang stand die Frage, ob Baden-Württemberg oder Bayern das erste Ziel des diesjährigen Trips werden sollte. Doch die Entscheidung wurde mir aufgrund eines Termins mitten in den Ferien (SonneMondSterne-Festival, siehe demnächst unter Thüringen) abgenommen. Für Bayern hätte meiner Einschätzung nach die Zeit nicht gereicht. So ging es per Nachtfahrt nach Mannheim, das mich mit einem grauen und regnerischen Morgen begrüßte. Doch auch bei Sonnenschein hätte die Stadt meiner Meinung nach nicht viel hergegeben. Vielversprechend war der Luisenpark, doch nicht bei wolkenbruchartigem Regen. Dieser verschluckte auch das ansonsten sehenswerte Schloss. Verwirrend mutete auch die Straßen- bzw. Blockbezeichnung in der Altstadt von A1 bis U6 an, aufgrund derer Mannheim auch Quadratestadt genannt wird. Um dem Wetter zu entgehen, fuhr ich weiter in die „deutlich“ südlicher gelegene Universitätsstadt Heidelberg, auf die ich mich seit Beginn der Planung gefreut habe. Und zumindest regnete es mit Beginn der Ankunft nicht mehr. So zeigten sich die Altstadt und die Alte Brücke zwar noch unter grauem Himmel, doch die Stadt versprühte trotzdem ihren Charme. Direkt am Neckar gelegen, bietet sich dem Betrachter von beiden Uferseiten aus eine tolle Aussicht auf Altstadt, Brücke und Schloss, das über der Stadt thront und einen Besuch wert ist. Bei besserem Wetter wäre ich gern noch weiter durch die Straßen und Gassen geschlendert, doch so fehlte mir der rechte Antrieb dafür. Wie immer war ich am Anfang einer Reise getrieben von Erwartungen und Plänen, die mich nicht verweilen lassen. Daher verließ ich Heidelberg (unvollendet), um das Kloster Maulbronn zu besichtigen, das tatsächlich noch (oder wieder) als Priesterschule genutzt wird. Umgeben wird das Kloster von Rathaus, Stadthalle und verschiedenen Museen, die alle in den alten Gebäuden des Areals Platz finden. Geplagt von den immer wiederkehrenden Schauern, suchte ich mein Nachtlager in Rastatt auf, wo ich nach einem kurzen Gewitter mein Zelt aufschlagen konnte. Den Abend nutzend, fuhr ich in die Stadt rein, um mir das Residenzschloss, auf dessen Schlossplatz ich allein stand, anzuschauen. Da auch in der Stadt nicht viel los war, konnte ich den ersten Tag der Reise bei versöhnlich blauem Himmel abschließen.
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