Faial

 

Manche Tage beginnen, bevor der vorherige zu Ende gegangen ist. Durch die Verspätung des Fluges von Terceira nach Faial kam ich erst nach Mitternacht auf dem Campingplatz an. Doch dies hinderte mich nicht daran, den nächsten Tag früh mit einer Wanderung zu einer der Sehenswürdigkeiten zu beginnen. Leider begann der Tag nach einer schwülheißen Nacht mit Regen, der so stark war, dass ich mich unterstellen musste. Zum Glück dauerte er nur die üblichen 5 Minuten. Doch die Wolken blieben vorerst. So zeigte sich Capelinhos eher grau. Und das nicht nur der Vulkanerde wegen. Einsam stand der Leuchtturm, der den Ausbruch des Vulkans, der diesen neuen Teil der Insel geschaffen hat, halbwegs überstanden hat, inmitten von Grau und Schwarz. Ich beschloss, zuerst die 10 Vulkane-Wanderung zu starten, um später zurückzukehren. Dies war aufgrund des Wetters nicht so erfolgreich, doch Faial zeichnete sich durch viel Grün und einen unbeschreiblichen Duft aus. Erst am Nachmittag brannte die Sonne die Wolken vom Himmel. Das Wetter war danach so schön, dass ich das Finale der WM verpasste.

 

Der zweite Tag stand gänzlich im Zeichen der Caldeira-Besteigung. Bereits um 8 Uhr ging es in den 14 km langen Aufstieg. Unbeirrt ging ich mit meinem gewohnten Tempo die Straße hoch. Ein paar dunkle Wolken zogen dabei auf, doch ich war guter Hoffnung. Diese bewahrheitete sich, als ich bei bestem Wetter auf 1043 m ankam. Der Ausblick über die Caldeira, den Vulkankrater, war mehr als lohnenswert. So bot die 8 km lange Rundwanderung wunderbare Ausblicke nach Sao Jorge und Graciosa und Pico, das wolkenfrei lag. Mittags löste ich mich von diesen Aussichten und begab mich bergab auf den Levada-Trail, der als einer der schönsten Wanderwege der Azoren gilt. Dies liegt vor allem an dem durchaus matschigen Wasserkanal, an dem man entlang geht. Spaßfaktor ist gegeben. Zurück im Camp war mir die Dusche das Wichtigste. Doch weil noch Tageslicht übrig war, begab ich mich ins anliegende Naturbad, das zunehmend menschenleerer wurde, sodass ich das letzte Licht für einige Aufnahmen nutzen konnte.

 

Da heute (als "Erholung") Horta auf dem Programm stand, bin ich früh mit dem ersten Bus in die Stadt gefahren, wobei sich Horta als schöne Tagesgestaltung herausgestellt hat. Mehrere umliegende Berge dienen als Aussichtspunkte auf eine atemberaubende Badebucht (Porto Pim), Unterwasserkrater und den Hafen. Zudem bietet Horta Einkaufsmöglichkeiten und natürlich Walbeobachtungstouren, die ich direkt für einen der nächsten Tage buchte. Soviel wie diese Stadt bietet, so wenig gibt es zu berichten. Horta ist ohne Frage die schönste Stadt der Azoren mit ihrem internationalen Seglerflair und jeden Besuch wert.

 

Um die mir noch unbekannten Regionen Faials (NW, N, NO) zu erkunden, habe ich die Insel zu Fuß und per Anhalter umrundet, inklusive einiger Abstecher ins Grüne, wo Faial einen süßschweren Duft verbreitete. Zur Umrundung brauchte ich allerdings zwei Tage. Am ersten Tag schaffte ich es bis nach Horta. Jedoch gibt die Insel in diesen Gegenden nichts her. Von Einheimischen wird sie liebevoll "Middle of nowhere" genannt. Den zweiten Teil der Umrundung brachte der folgende Tag, der eigentlich für die Walbeobachtung eingeplant war. Doch da sie kein einziges Tier sichten konnten, blieben wir im Hafen. Also nahm ich meinen Weg wieder auf und erfuhr so einige schöne Aussichten. Doch auch auf diesem Teilstück griff ich wieder aufs Trampen zurück, mit dem Glück, dass ich bis vor den Campingplatz gefahren wurde. Die Insel ist also auch ohne öffentliche Verkehrsmittel an zwei Tagen umrundbar.

 

Mach keine Pläne, denn sie werden durchkreuzt. Wieder gab es Verspätung beim Weiterflug. Doch diesmal gab es als Entschädigung einen Snack auf der Dachterasse des Flughafens. Man kann seine Wartezeit schlechter verbringen.

 

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